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Grödener Schule wurde in „Hans-Nadler-Grundschule“ umbenannt

Die Gemeindevertretung Gröden hat in ihrer letzten Sitzung im Einvernehmen mit der Schulleitung die Grundschule Gröden in „Hans-Nadler-Grundschule Gröden“ umbenannt.

 

Die Grödener Schule trug bis 1990 den Namen „Werner-Seelenbinder-Oberschule Gröden“. Mit der Abstufung zur Grundschule nach der Wiedervereinigung wurde die Benennung jedoch aufgegeben und die Schule lediglich als „Grundschule Gröden“ bezeichnet. Mit Hans Nadler wurde jetzt explizit ein Grödener Namenspatron für die Schule gewählt, der sich als „Schradenmaler“ einen Ruf in der gesamten Region erarbeitete.

 

Hans Nadler (1879 – 1958) stammte aus einer Elsterwerdaer Lehrerfamilie. Sein Vater war Leiter des Lehrerseminars im Elsterschloss und einer der bekanntesten Lehrbuchautoren im Deutschen Kaiserreich. Hans Nadler entschied sich jedoch nicht für den Lehrerberuf, sondern ging nach Dresden auf die Kunstakademie, wo er zu einem der erfolgreichsten sächsischen Künstler am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgebildet wurde. Er kaufte sich nach seinen ersten Kunsterfolgen 1906 in Gröden das damals noch vom Dorfkern abgelegene Grundstück in der Neuen Straße, auf welchem er sein Wohnhaus mit Atelier errichtete. Hier wirkte er bis zu seinem Tod 1958 als erfolgreicher Künstler, der nicht nur Ölgemälde, Radierungen oder Lithografien schuf, sondern auch eindrückliche baugebundene Kunstwerke gestaltete. Erhalten geblieben ist in Dresden beispielsweise sein Sgraffito an der Augustusbrücke, das die Geschichte der Elbschifffahrt zeigt. Auch in der Apostelkirche in Dresden Trachau sind die Wände der Trau- und Taufkapelle mit seinen Sgraffitogemälden gestaltet.

 

Hans Nadler war aber nicht nur Künstler.  Als Mitglied des "Akademischen Rates" in Dresden wurde er 1918 für seine Verdienste um die sächsische Kunst zum Professor befördert. In diesem Gremium wirkte er an den Kunsteinkäufen der Dresdener Galerien mit und engagierte sich für die Ausbildung an der Dresdener Kunstakademie. Als nach dem Ersten Weltkrieg seine finanzielle Situation schlechter wurde, trat er schließlich in die Fußstapfen seines Vaters und unterrichtete am Elsterschloss Kunsterziehung.

 

Nicht nur Hans Nadler selbst hatte einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. Auch seine drei Kinder waren Persönlichkeiten, die sich einen Ruf erarbeiteten. Erstgeborene war 1908 Käte Nadler, die in Dresden und Kiel Philosophie, Pädagogik, Germanistik und Theologie studierte. Käte Nadler hatte wiederum einen großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Grödener Schule. Nach dem Abschluss ihres Studiums 1931 beabsichtigte sie, in der akademischen Lehrerausbildung zu arbeiten, jedoch wurde sie aufgrund des jüdischen Glaubens ihres Großvaters mit einem Berufsverbot für den öffentlichen Dienst nach der Machtergreifung der Nazis belegt. Ihr war damit eine weitere akademische Karriere versperrt, wodurch sie nach Gröden zurückkehren musste. Mit dem Verfassen von Aufsätzen und Rezensionen für philosophische Fachzeitschriften schlug sie sich nach 1933 zunächst durch das Leben. Erst im Zweiten Weltkrieg wurde ihr zeitweise mit einer Sondererlaubnis gestattet, an der Grödener Schule als Hilfslehrerin tätig zu werden. Als politisch unbelastete Lehrerin ernannte man Käte Nadler nach dem Krieg zur neuen Schulleiterin in Gröden. Sie übte dieses Amt bis 1953 aus, bis sie wiederum aus politischen Gründen von diesem Leitungsposten verdrängt wurde. Sie blieb jedoch bis zu ihrem Renteneintritt Lehrerin in Gröden. Sie verstarb bis zuletzt im Grödener Künstlerhaus lebend im Jahr 1996.

 

Auch die beiden Geschwister von Käte Nadler die Zwillinge Friedrich und Hans Nadler jun. starteten erfolgreich ins Leben. Beide machten ihr Abitur am renommierten Dresdener Staatsgymnasium. Friedrich studierte Chemie und Hans entschied sich für ein Architekturstudium. Beiden schien, eine glänzende Zukunft offen zu stehen, die jedoch durch die nationalsozialistische Rassenpolitik und den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrochen wurde. Friedrich Nadler fiel als Soldat 1942 bei Stalingrad. Hans Nadler jun. überlebte zwar den Krieg, musste aber erleben, wie seine Heimatstadt Dresden durch den Bombenangriff am 13. Februar 1945 zerstört wurde. Aus dem Krieg zurückgekehrt, widmete er sich als sächsischer Landesdenkmalpfleger dem Erhalt zahlreicher Bauten in seiner Heimat. Ohne seinen Einsatz würden zahlreiche alte Dresdener Bauten heute nicht mehr existieren. Nicht zuletzt der Wiederaufbau der Frauenkirche ist Hans Nadler jun. zu verdanken. Er verstarb im hohen Alter als Ehrenbürger von Dresden im Jahr 2005.

 

Wie gezeigt, hat die Familie Nadler zahlreiche beeindruckende Persönlichkeiten hervorgebracht, die sich alle einen hohen Verdienst um unser Gemeinwesen erworben haben. Der Name „Hans-Nadler-Grundschule“ soll an diese Verdienste erinnern und gleichsam dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler der Grödener Grundschule die bildungsbürgerlichen Werte eines Hans Nadlers immer wieder auf das Neue zu schätzen lernen. Er und seine Familie standen für Heimat- und Nächstenliebe, für Bescheidenheit und Bildungsstreben, für Fleiß und Kunstsinn. Vielleicht gelingt es, mit der Erinnerung an ihn zumindest einen Teil dieser scheinbar altmodischen Werte auch auf uns heute zu übertragen.  

    

Sebastian Rick
Bürgermeister               

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Gröden
Di, 01. Juni 2021

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