Für Geld nicht zu haben

Die Kirchgemeinde Frauenhain will ökologischer, fairer und regionaler wirtschaften. Und bildet sich überhaupt nichts darauf ein.

 

Vier Rentnerinnen wirbeln durch die Gemeindeküche. Es duftet nach Stollen, Keksen und Kaffee. Die Seniorenadventsfeier der Kirchgemeinde Frauenhain wird vorbereitet. Im Saal warten bis zu sechzig Seniorinnen und Senioren, um gemeinsam zu singen, Kaffee zu trinken und Kultur zu genießen.

Wie überall, könnte man meinen. Und tatsächlich unterscheidet sich diese Feier kaum von anderen. Nur: Wenn hier die Seniorinnen auftafeln, ist der Kaffee fair gehandelt und aus Bioanbau, der Stollen bewusst vom örtlichen Bäcker, und der Weihnachtsstern an der Decke leuchtet mit Strom aus Wind- und Sonnenenergie.

 

Seit neun Jahren bezieht die Kirchgemeinde in allen Gebäuden der Kirchgemeinde 100 Prozent Ökostrom. Durch das Ausfüllen eines kurzen Formulars spart sie seitdem jedes Jahr mehrere Tonnen klimaschädliches CO2 ein. Vor kurzem hat der Kirchenvorstand beschlossen, dass die Beschaffung in der Gemeinde grundsätzlich nach Möglichkeit nach fairen, ökologischen und regionalen Richtlinien erfolgen soll.

Die Maßnahmen reißen kein Loch in den Haushaltsplan. Manches spart der Kirchgemeinde sogar richtig Geld. So ist der Ökostrom teilweise günstiger als konventionelle Anbieter. Inzwischen sind auch die Nachbarkirchgemeinden Gröditz und Nauwalde auf grünen Strom umgestiegen, der gemeinsame Gemeindebrief wird auf Recyclingpapier gedruckt.

„Schöpfung, Menschen, Erlösung – für Geld nicht zu haben.“ So hat es der Lutherische Weltbund dieses Jahr in Namibia betont. Im Festjahr „500 Jahre Reformation“ haben lutherische Christinnen und Christen aus aller Herren Länder der Logik unserer Zeit widersprochen: Nein, Geld regiert nicht die Welt. Die Natur, das Leben von Menschen, Gottes Gnade – sie sind Geschenke Gottes und damit heilig. Menschen ausbeuten, Umwelt zerstören, das darf nach Gottes Willen nicht sein – geschieht aber häufig bei der Produktion unserer Lebensmittel, bei der Energieerzeugung, oder beim Einkauf bei gesichtslosen Konzernen.

 

Die Christinnen und Christen in und um Frauenhain wissen: Wir kommen nicht in den Himmel, weil wir Gutes tun. Sondern weil Gott in Jesus vom Himmel auf die Erde gekommen ist, deshalb allein wächst in uns Gottvertrauen und steht uns das ewige Leben offen. Und gleichzeitig motiviert uns dieser “herunter gekommene“ Gott, anders zu leben. Für eine Welt, wie Gott sie haben möchte. Unsere Kirchgemeinde kriegt das bei weitem nicht perfekt hin. Bei vielem hinken wir unseren eigenen Ansprüchen hinterher. Wir wissen: Die perfekte Welt schafft nur Gott.

 

Also fangen wir klein an. So wie Gott. Zu Weihnachten.

 

Walter Lechner ist Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Frauenhain.

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Veröffentlichung

Do, 14. Dezember 2017

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